Referenz
27.05.2012

Neurahmung anlässlich des 500. Geburtstages der Sixtinischen Madonna

Raffaels Meisterwerk entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts für den Hochaltar der Klosterkirche San Sisto in Piacenza und wurde 1754 von August III. für die Dresdner Sammlung angekauft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg transportierte man das Bild ohne seinen damaligen Rahmen aus dem 19. Jahrhundert im Stil eines italienischen Tabernakelrahmens in die Sowjetunion. Ab Mai 1955 wurde es im PUSCHKIN-MUSEUM in Moskau in einem klassizistischen Rahmen präsentiert, bevor das Gemälde nach Dresden vermutlich ohne Rahmen zurückgegeben wurde. In Dresden fertigte man daraufhin für das Bild einen Rahmen in Anlehnung an einen italienischen Renaissancerahmen, der jedoch weder der Wertigkeit des Bildes noch seiner Farbgebung entsprach.

 

An WERNER MURRER RAHMEN erging der Auftrag einer Neurahmung in der handwerklichen Tradition der italienischen Renaissance, jedoch sollten dabei auch die Anforderungen zeitgemäßer Museumstechnik berücksichtigt werden. Da keine Abbildungen oder sonstige Überlieferungen zum Originalrahmen existieren, standen sehr aufwendige Nachforschungen am Anfang unserer Arbeit.

 

Nur ein einziger Originalrahmen eines Raffael-Bildes ist in Bologna erhalten. Daher studierten wir ausgiebig norditalienische Renaissancerahmen und führten umfangreiche Korrespondenz mit Kunsthistorikern im In- und Ausland, deren Forschungsgebiet die italienische Renaissance darstellt. Unser spezielles Anliegen bestand schließlich darin, durch künstlerische Ausführung die höchstmögliche Übereinstimmung mit historischen Vorbildern zu erreichen. Dies bezog sich auf die Auswahl der Holzart, die angewandte handwerkliche Technik in der Schnitzarbeit sowie auf die Vergoldung nach aus der Renaissance überlieferten Rezepten. Nicht zuletzt galt es, diesem Rahmen ein Erscheinungsbild zu verleihen, das der einer natürlichen Alterung entspricht.

 

Der in unserer Werkstatt entstandene Rahmen ist ein architektonischer Tabernakelrahmen, der einerseits die Bedeutung des sakralen Bildes unterstreicht und sich andererseits in sein museales Umfeld einfügt. Die aufwendige, rein handwerkliche Ausführung verleiht diesem Rahmen das Aussehen eines 500 Jahre alten Renaissancerahmens. Es ist der neunte Rahmen für die Sixtinische Madonna – er bildet mit seinem historischen und lokalen Bezug eine bleibende Einheit mit diesem bedeutenden Bild.

 

Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Sixtinische Madonna

 

 

Arbeitsfotos:

Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen Profil hobeln
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen Detail Holzduebel
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen Kapitell
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen Ornament schnitzen
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen Ornament schnitzen Detail
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen Ornament
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen grundieren
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen Anschiesser
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen vergolden
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen Vergoldung
Sixtinische Madonna Tabernakelrahmen punzieren

 

Lesen Sie speziell zur Rahmungsgeschichte der Sixtinischen Madonna auch unseren Blogbeitrag Raffaels Sixtinische Madonna und ihre Rahmen

 

 

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